Was Sie bei uns erwartet

Hier stellen wir Ihnen Krankheitsbilder vor, die in unserem Department für neurologisch-neurotraumatologische Frührehabilitation behandelt werden. Zudem lernen Sie die unterschiedlichen Therapieformen kennen.

Durch individuell angepasste Maßnahmen wird versucht die größtmögliche Selbstständigkeit des Patienten im Alltag zu erreichen. Selbstständigkeit im Alltag bedeutet das Erreichen einer umfassenden Kompetenz zu eigenständigem und selbstbestimmtem Handeln auf allen Ebenen. Dies gilt vom sensorischem Input über die Informationsverarbeitung bis hin zur Handlungsplanung und der anschließenden motorischen Ausführung.

In der frühen Remissionsphase steht die wahrnehmungsfördernde Pflege zur Anbahnung der Selbstpflege und zur Verbesserung der Orientierung am eigenen Körper im Vordergrund (basale Stimulation und Therapie nach Affolter). Später werden zur Förderung der Fähigkeiten des Patienten gezielte Maßnahmen bei Alltagsaktivitäten, wie Körperhygiene/ Baden, Ankleiden und Einnehmen von Mahlzeiten eingesetzt.

Die interdisziplinäre Umsetzung erfolgt mit unterschiedlichen Schwerpunkten durch die Fachdisziplinen

  • Ergotherapie
  • Pflege
  • Physikalische Therapie

 

Atmung

Patienten, die von der Intensivstation übernommen werden, sind dort häufig über einen langen Zeitraum maschinell beatmet worden. Oftmals sind sie auch weiterhin auf atemunterstützende Maßnahmen angewiesen. Das Ziel der ersten Behandlungsphase besteht daher in der Entwöhnung von z. B. der

  • apparativen Atemtherapie zur Erleichterung der Sauerstoffaufnahme/des Abhustens von Sekret (CPAP)
  • Sauerstoffgabe
  • Anfeuchtung der Atemluft

durch wiedererlangte Fähigkeit zur eigenständigen, produktiven Lungenbelüftung und -reinigung.

Passive und aktive Atemtherapie wird interdisziplinär mit fachspezifischen Schwerpunkten angeboten. Beteiligte Fachdisziplinen sind:

  • Ergotherapie
  • Logopädie
  • Pflege
  • Physikalische Therapie
  • Physiotherapie

Schlucken

In der Frührehabilitation werden Patienten mit neurogenen Schluckstörungen unterschiedlichen Schweregrades behandelt. Ein Drittel der auf dieser Station verfügbaren Betten ist für Patienten vorgesehen, die auf eine Trachealkanüle angewiesen sind. Trachealkanülen dienen Patienten mit schweren Schluckstörungen zum Schutz vor dem Eindringen von Speichel und Rachensekret in die tiefen Atemwege (Bronchien / Lunge). Logopädie und Ergotherapie verfolgen gemeinsam das Ziel des zuverlässigen Speichel-/ Sekretschluckens und damit der Dekanülierung.

Mit der funktionellen Verbesserung der Schluckleistung wird in Kooperation mit der Pflege das weitere Ziel des schrittweisen Kostaufbaus (der Oralisierung) und damit der Vermeidung oder Entwöhnung von Sondenernährung verfolgt. Strenge Diätpläne, in denen die Auswahl geeigneter Konsistenzen festgelegt wird, gewährleisten einen der jeweiligen Schluckstörung angemessenen Schutz des Patienten. Für Angehörige besteht das Angebot, unter Anleitung von Therapie und Pflege den Oralisierungsprozess zu begleiten. Als apparative Diagnostiken werden bronchoskopische u./o. radiologische Schluckkontrollen durchgeführt.

Akute, schwere Gehirnschädigungen können mit gravierenden Störungen des Bewusstseins einhergehen, die mit einer Schädigung beider Hemisphären, Läsionen des Hirnstamms oder des Thalamus in Zusammenhang stehen. Die Kernkomponenten des Bewusstseins lassen sich über den Grad der Bewusstheit (Wachheit) und den Inhalt der erlebten Bewusstheit unterteilen. Nach einem Koma lassen sich verschiedene, nicht sicher prognostizierbare Krankheitsverläufe unterscheiden.

  1. Patienten im vegetativen Syndrom (Wachkoma) öffnen ihre Augen, verfügen über eine stabile Atmung, einen Schlafwachrhythmus, vegetative Reaktions- und Antwortmuster, reflexartige Bewegungen ohne Verfolgung bewusster Intentionen.
  2. Patienten im „minimal conscious state“ (MCS) zeigen eine Fluktuation von Wachheit, kurze wechselhafte Momente einer Kontaktfähigkeit, erstes Antwortverhalten auf Ja-Nein-Fragen und intermittierend einfache Objekthandlungen.
  3. Patienten im Locked-in Zustand (LIS) verfügen über eine Wachheit und Bewusstheit sowie über kognitive Basisfunktionen. Sie können am ehesten über vertikale Augenbewegungen und Augenzwinkern mit ihrer Umwelt kommunizieren, in dem ein einfacher Ja-Nein Code erarbeitet wird. Einige Patienten können auf Dauer von einer elektronisch gestützten Kommunikation profitieren.

Unmittelbar nach schweren Gehirnverletzungen sind multiple neuronale Netzwerke, die eine Integration von sensomotorischen und kognitiven Funktionen, Emotionen und eine Steuerung des Verhaltens ermöglichen, in der Regel beeinträchtigt. Mit Wiedererlangen eines Gegenwartsbewusstseins zeigen die Patienten eine Vielzahl von schweren kognitiven Beeinträchtigungen (z. B. Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Selbstwahrnehmung), neuropsychiatrischen Störungen bis hin zu organischen Psychosen.

Dabei erleben die anfänglich desorientierten Patienten eine Phase, in der sie sich in der Wahrnehmung ihrer eigenen Person stark verunsichert fühlen, ihre Erkrankung sowie die aktuellen Geschehnisse eines Tages nicht wirklich verstehen können. Die Patienten zeigen große Schwierigkeiten, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden und sich den ihnen eigentlich vertrauten Anforderungen und Abläufen des täglichen Lebens zu stellen.

Insbesondere die Integration von neuropsychologischen und musiktherapeutischen Interventionen unterstützt die frühe funktionelle Reorganisation von kognitiven Basisfunktionen, den Aufbau einer emotional tragenden therapeutischen Beziehung  und eine erste Bewältigung des Krankheitsgeschehens, auch vor dem Hintergrund nicht selten erlebter emotionaler Überflutungserlebnisse der Patienten.

  • Neuropsychologie
  • Musiktherapie

Alle Muskelbewegungen des Körpers werden direkt oder indirekt vom Gehirn gesteuert. Hirnschädigungen führen daher sehr häufig zu Störungen der Haltungs- und Bewegungskontrolle, entweder in Form schlaffer Lähmungen, spastischer Tonuserhöhungen der Muskulatur, fehlender Ansteuerung von Muskelaktivität oder Störungen der Bewegungskoordination.

Das Erlernen motorischer Funktionen wird schon in der frühsten Remissionsphase durch geführte aktivierende Lageveränderungen im Bett und Bewegungsübergänge zum Sitz und Stand gefördert. Hierbei bilden die motorischen Ressourcen, welche der Patient bietet, den Grundstein der therapeutischen Maßnahmen. Um die Fähigkeiten des Patienten optimal und strukturiert zu fördern, arbeiten alle am Behandlungsprozess beteiligten nach einheitlichen Konzepten (Basale Stimulation, Bobath, Kinästhetik). Die Therapie erfolgt mit 2 Therapeuten, um eine frühst mögliche Mobilisation zu ermöglichen.

In der weiteren Behandlung von Patienten mit abgrenzbaren sensomotorischen Störungsbildern wird in allen Berufsgruppen zur optimalen Förderung des motorischen Lernens spezifisch, alltagsnah, zielorientiert und wiederholend gearbeitet.

Die motorische Aktivierung wird interdisziplinär mit fachspezifischen Schwerpunkten durchgeführt:

  • Physiotherapie
  • Ergotherapie
  • Physikalische Therapie
  • Pflege

Mit Verbesserung der Bewusstseins- und Wahrnehmungslage der Patienten lassen sich Art und Ausmaß von Kommunikationsstörungen im Verlauf beurteilen. Bei noch nicht sicher, basal und/oder wechselhaft kontaktfähigen Patienten in der frühen Remissionsphase wird mit Methoden der frühen sprachlichen Aktivierung (FSA) ein Interaktions- und Kommunikationsverhalten angebahnt und das Sprachsystem beginnend stimuliert.

Im weiteren Verlauf erfolgt bei ausreichender Aufmerksamkeit des Patienten die differentialdiagnostische Erfassung verschiedener Sprach- und Sprechstörungen, wie z. B.

Aphasie: Das Sprachsystem ist modalitätenübergreifend betroffen, d.h. Sprachverständnis, Lesen, Schreiben und Sprechen sind gestört.

Kognitive Dysphasie: Primär betroffen sind kognitive Leistungsebenen wie Exekutivfunktionen, Aufmerksamkeit und Gedächtnis, die sekundär Kommunikationsstörungen bedingen.

Dysarthrie: Die Steuerung und Ausführung von Sprechbewegungen sind beeinträchtigt. Es liegt eine Verlangsamung, Schwäche, Dyskoordination oder Tonusveränderung der Sprechmuskulatur vor. Zum Sprechbewegungsapparat gehören Atem-/Kehlkopfmuskulatur und die Muskulatur des Mund-/Rachenraumes.

Sprechapraxie: Es liegt eine Beeinträchtigung der sprechmotorischen Programmierung vor. Die willentliche Umsetzung sprechmotorischer Bewegungsmuster ist gestört.

Beeinträchtigungen in der Kommunikation treten meist als Mischformen verschiedener Grundstörungen auf. Ihre Behandlung erfolgt mit jeweils fachspezifischem Zugang durch die Fachdisziplinen der

Logopädie

Neuropsychologie

Musiktherapie


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