HIPEC-Zentrum

Seit mehreren Jahren wird im Clemenshospital ein innovatives Verfahren der Chemotherapie durchgeführt, die so genannte HIPEC. Bei dem Verfahren, dessen Abkürzung für den etwas sperrigen Begriff hypertherme intraperitoneale Chemoperfusion steht, handelt es sich um eine Therapie, bei der eine auf etwa 42 Grad erwärmte Flüssigkeit während der Operation in den Bauchraum eingebracht wird nachdem vorher alle sichtbaren Tumoranteile entfernt oder weitestgehend reduziert wurden.

Die Flüssigkeit enthält abhängig von der jeweiligen Krebsart spezielle Medikamente, die Metastasen abtöten. Angewendet wird das sehr aufwendige Verfahren bei Patienten, deren Krebserkrankung, meist Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium, Metastasen in den Bauchraum gestreut hat, aber keine weitergehenden Fernmetastasen aufweist. Die Auswahl der Patienten muss sehr genau und auf der Grundlage präziser Untersuchungsergebnisse wie Computertomografie oder Magnetresonanztomografie erfolgen.

Für folgende Tumore kann eine HIPEC bei Bauchfellbefall sinnvoll sein:

  • Dick- und Mastdarmkrebs
  • Bösartige Tumore des Wurmfortsatzes

Wir führen im Clemenshospital rund 23 HIPEC-Prozeduren pro Jahr durch und arbeiten bei der Weiterentwicklung des Verfahrens in der "Arbeitsgruppe Peritoneum" der Deutschen Gesellschaft für Viszeralchirurgie mit. Die Entscheidung zur HIPEC wird bei uns mit den Patienten im Rahmen der HIPEC-Sprechstunde diskutiert. Die Anmeldung hierzu erfolgt über unser Sekretariat.

Was kann HIPEC?

Ein Tumorbefall des Bauchfells kann bei verschiedenen Krebserkrankungen auftreten. Hierbei bilden sich Absiedlungen (Metastasen) der bösartigen Geschwulst auf dem Bauchfell (Peritoneum), welches als dünne Haut die innere Bauchwand und die meisten Organe des Bauchraumes überzieht. In diesem Fall liegt eine sogenannte Peritonealkarzinose vor.

Jeden Montag findet im Clemenshospital eine interdisziplinäre Tumorkonferenz statt. Es bestehen enge Kooperationen mit der hiesigen Pathologie, Onkologie, Radiologie, Anästhesie und Intensivmedizin. Hier werden auch die verschiedenen Aspekte der Therapie bei Vorliegen einer Peritonealcarzinose besprochen.

Wann ist die Therapie nicht geeignet

Leider ist nicht jeder Patient mir einer Peritonealkarzinose für eine HIPEC geeignet. Bei einem zu starken Befall  oder bei fortgeschrittener Lebermetastasierung bringt diese Therapie den Betroffenen keinen Vorteil. Die Kombination aus dem chirurgischen Entfernen der Metastasen und einer HIPEC kommt nur dann zur Anwendung, wenn der zu erwartende Vorteil größer als die zu erwartenden Risiken und Nebenwirkungen.

Was kann das chirurgische Entfernen der Metastasen in Kombination mit der HIPEC leisten?

Bei einer HIPEC wird das Chemotherapeutikum „vor Ort“ gegeben. Dies ermöglicht eine wesentlich höhere Gabe der verwendeten Substanz als bei der klassischen Chemotherapie als Infusion oder Tablette.
Der im Zielgewebe, den Metastasen, erreichte Wirkstoffspiegel ist dadurch wesentlich höher, gleichzeitig können die Nebenwirkungen reduziert werden. Die hypertherme Tumorbehandlung hat den Vorteil, dass Tumorzellen generell sehr empfindlich auf Hitze reagieren. Zusammen mit dem speziell bei der Behandlung der Peritonealkarzinose verwendeten Mitomycin C ist in Studien eine Steigerung der Wirkung durch die Kombination mit Wärme nachgewiesen.

Prognose

Eine generelle Aussage kann nicht getroffen werden, da es sich bei einer Peritonealkarzinose um ein in der Regel weit fortgeschrittenes Tumorstadium handelt. Mit Hilfe der zytoreduktiven Chirurgie plus HIPEC kann aber 40 Prozent  der Patienten eine  Verlängerung des Überlebens und/oder eine Verbesserung der Lebensqualität erzielt werden.

Zusammenfassung

Dieses aufwendige und komplexe, interdisziplinäre Verfahren stellt eine Behandlungsalternative zur herkömmlichen Therapie der Peritonealkarzinose mittels Chemotherapie dar. Es ist in der Lage, die nach der chirurgischen Entfernung übriggebliebenen Tumorzellen anzugreifen.

Eine Heilung ist in Einzelfällen durch diese Therapie zu erreichen, eine deutliche Lebensverlängerung konnte in wissenschaftlichen Studien gezeigt werden. Eine Verbesserung der Lebensqualität und die Vermeidung von gravierenden Komplikationen der Peritoenalkarzinose ist nach entsprechender Indikationsstellung oft zu erwarten.


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