Yoga lässt Krebspatient*innen eigene Stärken erkennen

Yoga
Dr. Renate Kleine-Zander möchte, dass die Teilnehmenden in den Yogakursen Entlastung von ihrer Erkrankung und den Nebenwirkungen der Therapie finden.

, Clemenshospital, Münster

Durch Spenden finanzierte Kurse im Clemenshospital

90 Minuten abschalten. Den Körper dehnen, Hemmungen nehmen, sich entspannen und spüren. „Die eigenen Schwächen, aber vor allem die eigenen Stärken kennenlernen, darum geht es in diesem besonderen Yoga-Angebot“, fasst Dr. Renate Kleine-Zander zusammen. Sie ist Yogalehrerin und Fachärztin für Anästhesie und Schmerztherapie. In ihren Kursen, die im Clemenshospital stattfinden, finden Krebspatient*innen Entlastung von den Nebenwirkungen der Therapie und lernen gleichzeitig Gleichgesinnte kennen.

Hemmungen vor der Bewegung nehmen

Seit 2019 gibt es das Angebot, das durch Spenden finanziert wird. Es startete ein Kurs speziell für Brustkrebspatientinnen, seit 2022 gibt es einen weiteren Kurs für alle onkologischen Patient*innen. „Ich möchte die Hemmung nehmen vor der Bewegung im eigenen Körper, der beispielsweise durch Narben in seiner Bewegung eingeschränkt zu sein scheint“, erklärt Dr. Renate Kleine-Zander. Ihrer Erfahrung nach können die Teilnehmenden jedoch viel mehr als sie sich zutrauen. „Man muss nur wissen, wie es geht“, betont sie.

Durch Studien belegt sind muskuläre Verbesserungen, eine antidepressive Wirkung und die Minderung des Fatigue-Syndroms, einer häufigen Begleiterscheinung schwerer Erkrankungen mit Symptomen wie anhaltender Müdigkeit und Kraftlosigkeit. „Es baut sich bei einer regelmäßigen Teilnahme eine körperliche Stärke auf, aber auch die Stimmung wird besser“, sagt Dr. Renate Kleine-Zander. In den Kursen wird viel gelacht, das Miteinander tut allen gut. „Viele erkennen, dass sie nicht die einzigen sind, die Grenzen haben.“

Das bestätigt auch Beate Schaper, die über das spendenfinanzierte Angebot des Clemenshospitals das erste Mal mit Yoga in Berührung gekommen ist. „Das Hauptproblem als Krebspatientin ist die Kraft. Im Yogakurs bin ich mit Menschen in Berührung gekommen, die ähnlich schwach aufgestellt waren. Das tat gut“, sagt sie. Außerdem fehlte ihr die Bewegung, die sie vorher gemacht hatte und die in der Form nicht mehr möglich war. Der Yogakurs wurde für sie schnell zur liebgewonnenen Alternative.

Körperliche und gedankliche Entspannung

Ein wichtiger Part der Kurse unter medizinisch-fachlicher Anleitung der Ärztin und Yogalehrerin ist die 15-minütige Abschluss-Entspannung. Dann kann die vorhergegangene Bewegung ihre Wirkung entfalten, die Teilnehmenden kommen zur Ruhe – nicht nur körperlich, sondern auch gedanklich.

„Mit dem Angebot möchten wir den Einstieg in das Yoga fördern, indem 10 Einheiten durch unsere Spender*innen finanziert werden“, erklärt Sabrina Schulze vom Fundraising. Dr. Renate Kleine-Zander zufolge ist Yoga ein Bestandteil der ganzheitlichen Behandlung der Krebserkrankung. Als „eine seit vier Jahren fantastische Unterstützung unserer Patientinnen und Patienten und so eine enorme Hilfe in dieser schweren Zeit“ beschreibt Dr. Rüdiger Liersch, Leiter der Münsteraner Allianz gegen den Krebs (MAgKs) das Angebot. Dr. Rüdiger Langenberg, Chefarzt der Frauenklinik am Clemenshospital, freut sich über den Erfolg: „Yoga hilft den Krebserkrankten abzuschalten, die Kurse haben eine hohe soziale Komponente.“

Dass viele Teilnehmende auch über den ersten Kurs hinaus das Angebot nutzen, sieht Dr. Renate Kleine-Zander als Bestätigung ihrer Arbeit. Sie betont: „Dass speziell auf die Bedürfnisse der Krebspatient*innen eingegangen wird, macht es für die Frauen und Männer leichter, sich auf die Übungen einzulassen und letztlich auch ihrem Körper wieder zu vertrauen.“